Yosemite: Freikletterer bezwingen 1000-Meter-Felswand

Zwei Freikletterer brauchten fast drei Wochen für den berühmten Steilwand-Felsen El Capitan im US-Nationalpark Yosemite, der alljährlich von Millionen Touristen bewundert wird. Am Mittwoch erreichten Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson den Gipfel der 900 Meter hohen Formation.

Zwei Freikletterer brauchten fast drei Wochen für den berühmten 900 Meter hohen Steilwand-Felsen El Capitan im US-Nationalpark Yosemite, der alljährlich von Millionen Touristen bewundert wird.

Zwei Freikletterer brauchten fast drei Wochen für den berühmten 900 Meter hohen Steilwand-Felsen El Capitan im US-Nationalpark Yosemite, der alljährlich von Millionen Touristen bewundert wird.

Inhaltsverzeichnis
Nachtruhe in am Felsen befestigten Spezialzelten | Eine Route, die nahezu nicht zu schaffen sei

Am Mittwochnachmittag (Ortszeit) erreichten Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson den Gipfel der 900 Meter hohen Formation. Fast drei Wochen verbrachten die beiden Freikletterer in der steilen Felswand El Capitan im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien. Es ist das erste Mal, dass Bergsteiger die Felswand, welche jährlich von mehreren Millionen Touristen besucht wird, ohne Hilfsmittel zum Klettern bezwangen. Caldwell und Jorgeson waren lediglich mit Halteseilen ausgestattet, welche Abstürze verhindern sollten.

Sie durften sich daran nicht hinaufziehen, auch nicht an Kletterhaken in der Wand. Die Facebook-Accounts von Caldwell und Jorgeson wurden während des Trips fleißig mit Neuigkeiten versorgt. Wie? Mit ihren Smartphones! Ein Solarpanel lieferte Strom für die Akkus. „Es geht hier nicht über einen Eroberungsversuch, es geht um die Erfüllung eines Traums“, twitterte Jorgeson vor der letzten Etappe am Mittwoch. Zusätzlich wurden die Kletterer von zwei Fotografen begleitet.

Nachtruhe in am Felsen befestigten Spezialzelten

Als erste Freikletterer bezwangen der 36-jährige Caldwell und der 30-jährige Jorgeson die berüchtigte „Dawn Wall“-Route auf den Monolithen El Capitano. In Bergsteigerkreisen zählt die Route zu den schwierigsten Aufstiegen der Welt – wegen ihrer Länge und des kontinuierlich hohen Schwierigkeitsgrads. Bereits am 27. Dezember begannen die Beiden mit dem Höllentrip. Knapp drei Wochen später sind sie nun am Ziel. Während ihres Vorhabens übernachteten die beiden Kletterer in sogenannten Portaledges, Spezialzelte, die sie am Felsen befestigten. Als Toilette diente eine Tüte. Die Nahrungsaufnahme erfolgte dank eines Freundes, der den beiden Kletterern regelmäßig Wasser, Nudeln, Gemüse und Co. in einem Sack brachte.

Immer wieder mussten sie pausieren, um der Haut an Händen und Füßen Zeit zum Heilen zu geben. Sie benutzten Superkleber, um möglichst schnell wieder weiterklettern zu können. „Es war ein guter Adrenalinrausch“, zitiert der San Francisco Chronicle einen „krächzenden“ und „fast stimmlosen“ Caldwell. Bereits im Jahre 1970 war die „Dawn Wall“-Route von Warren Harding und Dean Caldwell erstbegangen worden. In den 27 Tagen der Tour hatten sie unzählige Haken in den Fels geschlagen und Seile befestigt. 44 Jahre später benötigten Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson ganz ohne Haken 8 Tage weniger.

Eine Route, die nahezu nicht zu schaffen sei

Der El Capitan ist ein circa 1.000 Meter hoher Monolith im Yosemite-Nationalpark. Seine hohen Felswände machen ihn zu einem Magneten für Freikletterer.
Der El Capitan ist ein circa 1.000 Meter hoher Monolith im Yosemite-Nationalpark. Seine hohen Felswände machen ihn zu einem Magneten für Freikletterer.

Während der 19 Tage hatten Caldwell und Jorgeson mit einigen Rückschlägen zu kämpfen. Jorgeson war in einem unteren Abschnitt stecken geblieben, an dem er sieben Tage lang zu knabbern hatten. Erst nach elf Anläufen bewältigte er den Abschnitt und ließ die sozialen Medien mitfühlen: „So enttäuschend das auch ist, ich lerne ein neues Maß an Geduld, Ausdauer und Sehnsucht“, schrieb er in dieser Zeit. „Ich gebe nicht auf. Ich werde es noch einmal versuchen und werde Erfolg haben.“ Er sollte Recht behalten.

Allerdings war es nicht der erste Anlauf der Kletterer. Bereits 2010 versuchten sie den Aufstieg, mussten allerdings aufgrund zu heftiger Stürme abbrechen. 2011 brach sich Jorgeson bei einem Sturz in der Wand den Knöchel. Die folgenden Jahre verbrachten die Beiden zumeist in der „Dawn Wall“, um zutrainieren. Denn die Route sei eine so außergewöhnliche Route, dass sie nahezu nicht zu schaffen sei, sagte kürzlich der Kletterstar Alex Honnold. „Die schwierigsten Seillängen in der ,Dawn Wall‘ sind schwieriger als das, was ich je geklettert bin.“

Einige Stellen sind mit dem Schwierigkeitsgrad 5.14 bewertet, das entspricht einer X+ auf der in Mitteleuropa gebräuchlichen UIAA-Skala. Und dennoch schafften es Caldwell und Jorgeson. Auf dem Gipfel wurden sie von ihren Familien und Freunden jubelnd in Empfang genommen.