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Fast 2.000 Kilometer Länge | Die Königslachse haben das Nachsehen | Eingriffe der Menschen veränderten den Columbia River | Schiffstaufe anders herum
Der Columbia River ist also ein mächtiger und stolzer Strom, zumindest theoretisch. In der Praxis allerdings haben die Menschen diesem Fluss sozusagen das Genick gebrochen. Die massiven Eingriffe durch den Bau von Staudämmen, Kraftwerken, darunter auch einem Kernkraftwerk, und Talsperren haben ihn zwar berechenbarer, besser nutzbar und somit natürlich auch wirtschaftlicher gemacht. Sie haben aber auch dafür gesorgt, dass aus einem lebendigen fließenden Ökosystem eine Aneinanderreihung fast stehender Wasserbecken geworden ist. Für die fast grenzenlose Strom-und Wasserversorgung weiter Landstriche ist das sicher gut.
Für die Königslachse, für die der Columbia River einst berühmt gewesen ist, ist es dagegen eine Katastrophe. Nicht umsonst wird etwa der John Day Dam von den Einheimischen umgangssprachlich „The Fish Killer“ genannt.
Fast 2.000 Kilometer Länge
In welchem Ausmaß und wofür der Columbia River allein in den letzten 150 Jahren für immer sein ursprüngliches Gesicht verloren hat, mögen ein paar Zahlen und andere statistische Angaben verdeutlichen. Der Columbia River ist 1953 Kilometer lang, an seinem Hauptarm wurden 14 Staudämme gebaut. Drei davon liegen auf kanadischen Boden, elf entfallen auf die USA. Das gesamte Flusssystem des Columbia Rivers bringt es auf sage und schreibe über 400 Staudämme, Schleusen und Talsperren. So dient der Fluss fast ausschließlich den Interessen der Anrainer; er sorgt für Strom und Trinkwasser, er ist ein weithin schiffbarer Transportweg und er ermöglicht es, neues Land zu gewinnen.
Die Königslachse haben das Nachsehen
Manchmal ist es allerdings auch die Natur selbst gewesen, die den Flusslauf verändert hat. So sollen um das Jahr 1700 herum Unmassen an Geröll von einem Berg heruntergestürzt sein und das Flussbett dabei verschüttet haben. Die Ursache dürfte ein Erdbeben gewesen sein, die Folge war eine Art natürlicher Staudamm. Der Fluss allerdings bahnte sich allerdings nach und nach wieder seinen Weg. Zeitlich näher liegt der Ausbruch des Vulkans „Mount St. Helena“. Er spuckte 1980 so viel Lava, dass der Columbia River, der zu der Zeit längst schiffbar war, auf der Fahrrinne bis zu acht Meter Tiefe einbüßte.
Eingriffe der Menschen veränderten den Columbia River
Doch es waren die diversen Eingriffe der Menschen, die den Fluss dramatisch verändert haben. Das bekamen vor allem die Lachse zu spüren. Der Columbia River galt einst als eines der besten Fanggebiete für diese Delikatesse. Weltweit wohlgemerkt, nicht nur in Nordamerika. Heute ist das Vorkommen der Königslachse dort so extrem zurückgegangen, dass sich die Naturschützer 2010 erstmals gegen einen großen Stromversorger durchsetzen konnten. Als Folge werden nun neue Laichplätze und vermehrt auch Lebensräume für die Lachse geschaffen. Ein erster Schritt ist der Ankauf einer knapp 400 Hektar großen Farm gewesen, die renaturiert wird. Dafür arbeiten Naturschützer, Bewohner anrainender Indianerreservate und staatliche Ingenieure zusammen.
Schiffstaufe anders herum
Der Columbia River hatte immer schon eine herausragende Bedeutung, da er das Innere des nordamerikanischen Kontinents mit dem offenen Meer verbindet. Diese Tatsache wussten auch die Europäer zu schätzen, die spätestens ab dem 18. Jahrhundert zunächst als Abenteurer und Entdecker, später als Siedler ins Land kamen. So waren es zum Beispiel britische Pelzhändler, die den amerikanischen Seefahrer Robert Gray ein Schiff finanzierten, um den Flusslauf auszukundschaften. Das tat er mit großem Erfolg: Der Name seines Schiffes „Columbia Rediviva“ stand schließlich sogar Pate für den Namen des Flusses.