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Kunstsammlung | Skulptur Lygia und der Stier im Eingangsbereich | Geschichten im Innenhof | Zirkusmuseum
Die Ringling Museen sind ein Vermächtnis von John Ringling (1866 – 1936), einem erfolgreichen Geschäftsmann seiner Zeit. Er war nicht nur Partner des bekannten Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus, sondern machte auch weitere Geschäfte und war ein Kulturbaron mit großer Sammelleidenschaft. In Sarasota erwarb er großen Grundbesitz, um hier seine Winterresidenz und das Winterquartier für den Zirkus zu errichten. Geblieben sind die Winterresidenz und die Kunstsammlung in einer Villa im Renaissance-Stil mit Friesen, Brunnen, Gewölben und Säulen. Die musealen Sammlungen umfassen heute insbesondere die Kunstgalerie, ein Zirkusmuseum, Gärten und das sog. Ca‘ d‘ Zan.
Kunstsammlung
Die Kunstsammlung beinhaltet in 22 Galerien europäische und amerikanische Kunst aus 500 Jahren. Am bedeutendsten ist die Barocksammlung des 17. Jahrhunderts. Dazu gehören Peter Paul Rubens „Triumph der Eucharistie", Diego Velazquez „Philipp IV. von Spanien", Frans Hals „Pieter Olycan" und Nicolas Poussins „Heilige Familie". Die Rubens-Sammlung ist die größte in Privatbesitz befindliche Sammlung dieses Künstlers. Das 19. Jahrhundert ist durch Künstler wie Rosa Bonheur, Sir Edward Bume-Jones und Alfred Stevens vertreten. Neben Gemälden gibt es zahlreiche Zeichnungen sowie griechische, römische und barocke Skulpturen, aber auch moderne Kunst.
Als weitere bedeutende Gemälde sind zu nennen: Peter Paul Rubens (PORTRAIT OF THE ARCHDUKE FERDINAND & ABRAHAM AND MELCHIZEDEK), Simon Vouet (MARS AND VENUS), Pietro da Cortona (HAGAR AND THE ANGEL), Paolo Veronese (Caliari) (THE REST ON THE FLIGHT INTO EGYPT), Francesco Guardi (HOPE, ABUNDANCE AND FORTITUDE), Anthony Van Dyck (ST. ANDREW), Jacob Jordaens (BOAZ, RUTH AND NAOMI), Bernardo Strozzi (AN ACT OF MERCY), Paul Bril (ST. JEROME IN THE WILDERNESS).
Die Pseudo-Renaissance-Architektur gerahmt von Pinien und Palmen an der sonnenbeschienen Sarasota-Bay ergeben ein besonderes Bild, bei dem die Abgrenzung zwischen Kunst und Kitsch schwer fällt.
Skulptur Lygia und der Stier im Eingangsbereich
Am Eingang zu den Kunstgallerien des John and Mable Ringling Museums steht die Skulptur LYGIA UND DER STIER, ein Bronzeoriginal des 20. Jahrhunderts. Der italienisch-amerikanische Bildhauer, Guiseppe Moretti, war von den Figuren des 1895 erschienenen Romans „Quo vadis?“ von Henry Sienkiewicz inspiriert. Eigentlich für die Stadt Philadelphia bestimmt, wurde die Bronze dann aber in den späten 1920iger Jahren von John Ringling gekauft, als die Stadtväter sich über die Schicklichkeit der Skulptur uneinig waren, und sie der öffentlichen Besichtigung entzogen.
Lygia, Tochter des lygischen Königs, wurde mit vielen anderen Christen ins Gefängnis geworfen. Vinicius, ein römischer Adliger, der sie liebte, versuchte sie zu befreien, aber ohne Erfolg. Während der Herrschaft Neros fanden Schauspiele mit Christen regelmäßig im Koliseum statt. Lygia wurde auf den Rücken eines ungeheuren Stiers gefesselt, der in die Arena stürmte. Als Ursus, ein riesiger Lygier, seine Herrin an den wilden Stier gefesselt sah, rannte er dem wütenden Tier entgegen, und „packte ihn an den Hörnern“. Er bekämpfte und tötete den Stier, und bat Nero um Gnade. Die Zuschauermenge stellte sich auf seine Seite, und Lygia, ihr Diener Ursue und Vinicius verließen Rom, und lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
Geschichten im Innenhof
Götter, Göttinnen und andere mythologische Figuren sind in den Innenhof-Skulpturen des John and Mable Ringling Museum of Art dargestellt. Die Skulpturen sind moderne Reproduktionen (im 20. Jahrhundert angefertigte Kopien) der griechischen und römischen Antike sowie der Renaissance, des Barocks und Plastiken des 19. Jahrhunderts. Sie sind aus Marmor, Bronze oder Steinguss.
VOTIV-TRIUMPHWAGEN – DER GÖTTIN CERES GEWIDMET
Dieser zveispännige Triumphwagen, einem römischen Marmor-Original des 1. Jahrhunderts A.D. nachgeahmt, wurde jahrhundertelang als Thron in der Kirche von San Marco in Rom benutzt. Ceres, Göttin des Getreides, verstreute die Saat über die Erde, während sie mit ihrem Wagen den Himmel überquerte.
BRUNNEN des OCEANOS
Moderne Steinvariante eines Marmor-Originals von Giovanni da Bologna A.D. 1576
Gewässer waren lebenswichtig für Handel und Transport in der antiken Welt. Bei aufmerksamer Betrachtung der Details dieser Skulpturen der Flussgötter, kann man Hinweise auf ihre Bedeutung entdecken. An der Spitze des Brunnens, gestützt von Delphinen, steht OCEANOS, Vater aller Götter, die über die Flüsse herrschten. Man glaubte, dass er 3000 Söhne gezeugt hatte, die Flussgötter waren, und 3000 Töchter, die als Nymphen oder Naturgöttinnen regierten. OCEANOS hatte die Macht über OCEAN, einen gigantischen Fluss, der der Unterwelt entsprang, und die ganze Welt umkreiste.
Drei Söhne des OCEANOS sind unterhalb von ihm am Brunnen gezeigt. Jeder repräsentiert durch seine Gegenwart ein Zeitalter, welches traditionsgemäß den drei großen Flüssen der Welt zugeschrieben wird: dem Nil, dem Euphrat und dem Ganges.
DER TIBER
Moderner Bronzeguss nach einem römischen Marmor-Original. Etwa drittes – zweites Jahrhundert B.C. Zwei Flussgötter stehen an den Seiten des Teichs im Innenhof. Beide ruhen auf einem Arm, halten Symbole im anderen und sind von Details umgeben, die etwas über ihren Ort und Bedeutung berichten.
Man nimmt an, dass der TIBER nach König Tibernius benannt wurde, der in seinen Wassern ertrank. Ungefähr 250 Meilen (400 Km) lang ist dieser Fluss noch heute wichtig für die Wirtschaft Mittelitaliens, welches er durchfließt auf seinem Wege zum Mittelmeer. Der Sage nach, stellen die Wölfin und die beiden Knaben die Gründung einer bedeutenden Stadt in Italien dar. Kurz nach ihrer Geburt, wurden die Zwillingsknaben Romulus und Remus von ihrem bösen Onkel in einem Korb auf dem Tiber ausgesetzt. Der Korb trieb ans Ufer, wo sie von einer Wölfin gerettet und gesäugt wurden. Später zog sie ein Hirte auf, und sie wuchsen zu gesunden, starken jungen Männern heran.
DER NIL
Moderner Bronzeguss nach einem römischen Marmor-Original. Etwa drittes – zweites Jahrhundert B.C.
Es gibt viele Symbole, die uns über diesen Fluss etwas erzählen. Der bärtige Flussgott trägt eine Krone aus Blumen und Blättern, hält eine Weizengarbe in seiner rechten Hand, und ein Füllhorn in seiner linken. Er symbolisiert damit die Fruchtbarkeit des Niltals, wo der meiste Weizen der damaligen Welt angebaut wurde. Die Sphinx repräsentiert Ägypten; das Krokodil stellt den Fluss dar. Die Babys erzählen ebenfalls eine Geschichte. Jedes stellt einen Kubit dar; ein antikes Maß, ungefähr die Länge vom Ellbogen zur Spitze des Mittelfingers, oder etwa 18 Zoll (46 cm).
Zirkusmuseum
Die Kunstsammlung basiert auf einem Vermächtnis John Ringlings an den Staat Florida. Zirkusutensilien hat Ringling nie gesammelt. Das Zirkususeum auf dem Gelände wurde lange nach dem Tode Ringlings vom Staat Florida im Jahr 1948 begründet. Die Sammlungen umfassen Poster, Drucke, Plakate, Zeichnungen, Fotografien, Zirkuswagen und weitere Utensilien, die von namhaften Zirkusleuten benutzt wurden. Die ältesten Plakate stammen aus dem 19. Jh.
Das Gebäude Ca‘ d’ Zan (venetianisch für „Haus des John“) wurde in 1926 fertiggestellt und ist ein Mix aus Stilelementen der italienischen Renaissance, des Barock, venetianischer Gotik und moderner Architektur. Die einstige Winterresidenz der Ringlings mit 31 Wohnräumen wurde für 15 Millionen Dollar 6 Jahre lang renoviert (das 10fache der ursprünglichen Bausumme) und ist seit Anfang 2003 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.