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365 Tage im Jahr Einsamkeit und Ruhe | Achtung, im Big-Bend-Nationalpark gibt es wilde Tiere! | Und was hat es mit dem Schutz der Dunkelheit auf sich?
Kann ein Reisender heutzutage wirklich noch irgendwo das Gefühl haben, er sei einem echten Geheimtipp auf die Spur gekommen? Leicht ist das sicher nicht, aber ausgerechnet in den Vereinigten Staaten von Amerika, alljährliches Traumziel von Millionen von Touristen, ist genau das noch möglich.
Der Big-Bend-Nationalpark an der Grenze zwischen Texas und Mexiko ist von allen US-amerikanischen Nationalparks derjenige mit den wenigsten Besuchern. Aber bitte keine voreiligen Schlüsse ziehen! Das bedeutet beileibe nicht, dass es sich nicht lohnt, Big-Bend zu besuchen. Ganz im Gegenteil! Big-Bend mag zwar die wenigsten Besucher zählen, dafür ist er aber der artenreichste Nationalpark Nordamerikas. Das eine hat natürlich sehr viel mit dem anderen zu tun. In diesem Nationalpark steht wirklich die Natur an allererster Stelle und es wird alles getan, um sie zu schützen.
Deshalb gibt es bis heute nur eine einzige Lodge in Big-Bend und sogar die Dunkelheit genießt hier einen besonderen Status. Wer kein Zimmer mehr bekommt, braucht nicht in Panik zu verfallen. Selbstverständlich kann man im Big-Bend-Nationalpark auch im Zelt oder im Campervan übernachten. Plätze dafür sind ausreichend vorhanden.
365 Tage im Jahr Einsamkeit und Ruhe
Ganz ehrlich, ein Ziel für einen kleinen Tagesausflug ist der Big-Bend-Nationalpark eher nicht. Man sollte hier mindestens einen vollen Tag und eine Nacht verbringen; wenn es irgend geht darf es aber sehr gern auch länger sein. „Voll“ ist der Park nur zweimal im Jahr. Von Mitte November bis zur ersten Januarwoche und von Mitte März bis Ende April verbringen hier viele Studenten ihre Ferien. Allerdings, das Wort „voll“ bekommt in Big-Bend eine andere Bedeutung. Selbst zu diesen Zeiten kann man im Park absolute Einsamkeit und Ruhe finden. Man muss nur einmal von den Hauptwegen abbiegen und schon hat man diese ganze wilde, wüste und wunderschöne Landschaft wieder ganz für sich.
Wer sich lieber von Zahlen überzeugen lässt, der kann ja mal über diese Relation nachdenken: Big-Bend erstreckt sich über knapp 325 000 Hektar (und ist damit einer der größten in den USA) und hat im Jahr zwischen 300 000 und 350 000 Besucher. Macht also pro Hektar…?
Achtung, im Big-Bend-Nationalpark gibt es wilde Tiere!
Der Big-Bend-Nationalpark hat diverse Landschaftsformen zu bieten, die prägendste aber ist die Wüste. Hier dominieren Yuccas, Kakteen und niedrige Büsche das Bild, in der Savanne, die ebenfalls zum Big-Bend gehört, wachsen überwiegend Gräser. Die Höhenunterschiede sind enorm – bis zu 2300 Meter über Normalnull kann man erklettern. Von einem guten Aussichtspunkt aus erschließt sich dann auch der Name des Parks. Der mächtige Rio Grande, der das Gebiet durchfließt, vollzieht in Texas nämlich eine eindrucksvolle Kurve (engl. bend) nach links und markiert dabei gleichzeitig die Grenze nach Mexiko. Die Dimensionen sind eindrucksvoll.
1500 Kilometer Grenze werden von dem großen Fluss definiert. Ein Viertel davon fließt durch den Bi-Bend Nationalpark. Wasser, Berge, Feuchtwiesen, Savanne, Wüste – alles, was in dieser immensen landschaftlichen Vielfalt darin kreucht und fleucht, kann sich völlig ungestört entwickeln.
Kein Wunder also, dass die Artenvielfalt im Big-Bend-Nationalpark so reich ist. Allein 450 Vogelarten schweben hier durch die Lüfte. Dazu kommen Amphibien, Reptilien, seltenes Wild sowie Schwarzbären und Pumas. Man merkt schon, der Big-Bend ist kein Streichelzoo und entsprechend auch ganz bestimmt kein Platz für die eigenen Haustiere. Wer also mit Hund unterwegs ist, lässt ihn für diesen Abstecher besser in einem netten Tierhotel.
Und was hat es mit dem Schutz der Dunkelheit auf sich?
Bauverbot, Artenschutz, das alles sind bekannte Größen, wenn es um den Erhalt der Natur geht. Auch die Tatsache, dass der Park 1976 als Biosphärenreservat von der UNESCO anerkannt worden ist, wird bei naturverbundenen Reisenden ein respektvolles Nicken hervorrufen. Aber Lichtschutzgebiet? Und „International Dark Sky Park“? Noch dazu in Gold? Das müssen wir bei Licht betrachten! Weltweit gibt es bislang nur etwa 50 Lichtschutzgebiete. Hier wird alles dafür getan, dass es nachts richtig dunkel bleibt und kein „Lichtsmog“ die natürlichen Lebensabläufe in der Natur stört oder dass – etwa für Astronomen- der Blick auf das Firmament verfälscht wird.
Was für die Wissenschaft vielleicht nur ideale Arbeitsbedingungen bedeutet, das ist für Reisende ganz bestimmt auch ein emotionales Erlebnis. Denn echte, tief schwarze Dunkelheit ist etwas, was der moderne Mensch, egal von welchem Kontinent er stammt, heutzutage nicht mehr kennt.