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Verlauf des Mississippi | Schaufelraddampfer auf dem Mississippi
Mississippi River: Der 3778 Kilometer lange Strom
Great River Road | Spanish Moss & Kudzu
Old Man River – der Mississippi ist das Herz Nordamerikas. Im hohen Norden der USA im Bundesstaat Minnesota liegt der kleine Lake Itasca — einer von hundert Seen, inmitten von Sümpfen und Gehölz. Im Winter ist es hier bitterkalt, wenn ein Nordwind aus den Prärien Kanadas herunterfegt. Die Indianer nannten das Land Minnesota. Wo früher Trapper und Siedler gegen die raue Natur kämpften, ist heute Farmland. Hier am Lake Itasca entspringt der Mississippi. Ein kleines Flüsschen noch, das rund 3.765 Kilometer weiter von als mächtiger Strom am Delta in den Golf von Mexiko münden wird. Die Indianer gaben dem Fluss seinen Namen: Mesipi — das große Wasser.
Verlauf des Mississippi
Aus den Sümpfen um Lake Itasca windet sich der Fluss in das offene Farmland hinaus. In der Hauptstadt von Minnesota, St. Paul, mündet der Minnesota-Fluss in den Mississippi. Von hier geht die Reise durch den fruchtbaren Mittelwesten der USA. Die nördliche Hälfte des großen Flusses bis hinunter nach St. Louis ist gezähmt: Das Corps of Engineers hat den Mississippi mit einem System von 27 Staudämmen und Schleusen unter Kontrolle gebracht; wenn er auch hin und wieder einmal über die Ufer tritt. Die Dämme ermöglichten aber zumindest eine geregelte Schifffahrt. Entlang den Ufern entstand eine Kette von Naturparks, Paradiese für Vögel, Fische, Rehwild.
Am gezähmten Oberlauf münden der St. Croix, der Chippewa, der Wisconsin, der Des Moines und der Illinois River. Im Städtchen Hannibal, nördlich von St. Louis, wuchs Samuel Longhorne Clemens auf, der später als Mark Twain den Mississippi in der Literatur verewigte. Als kleiner Junge sah er die Raddampfer vorbeiziehen./p>
St. Louis, wo der Missouri mündet, war einmal der größte Binnenhafen der USA. In ihrer großen Zeit ab 1810 transportierten die Flussdampfer alles: Tiere, Weizen, Kohle und Passagiere. Die Ära der Dampfschiffe ist allerdings längst vorüber.
Von St. Louis aus geht’s zum Meer
Von St. Louis fließt der Strom ungehindert zum Meer. Auf dem Weg münden der Ohio, der Red River und der Arkansas ein. Folgt man dem Strom nach Süden, spürt man die Veränderung: Das Tageslicht wird heller, die Luft milder. Bei Memphis in Tennessee ist der Southern Belt der USA erreicht. Die Maisfelder sind Baumwollfeldern gewichen, statt Countrymusic Blues und Jazz.
Diesen unteren Lauf des Mississippi von St. Louis bis New Orleans kann man noch heute befahren. Auf weißen Raddampfern erspürt der Besucher den natürlichen Rhythmus des Stromes, die USA ziehen geruhsam am Ufer vorbei.
Vorletzte Station des Mississippi ist die Großstadt New Orleans in Louisiana, die auch als die unamerikanischste der USA bezeichnet wird. Hier herrscht südliche Atmosphäre, hier wird intensiver gelebt als im Norden, lauter und bunter, mit exotischen Gerüchen, Speisen und Klängen eines ethnischen Schmelztiegels: Kreolen, Afrikaner, Franzosen, Deutsche, Spanier und Angloamerikaner kamen hier zusammen. Man trifft auf ein mediterranes Lebensgefühl, geprägt durch Humor und Toleranz gegenüber menschliche Schwächen. „The Big Easy“ wird es gerne genannt. 1718 von Franzosen gegründet und später lange Jahre Zentrum der spanischen Kolonie Louisiana ist New Orleans auch die kreolische Hauptstadt der USA. Davon zeugen nicht nur die vielen kreolischen Restaurants und Takeaways, sondern auch die Tatsache, dass etwa 15 % der Bevölkerung praktizierende Voodoo-Anhänger sein sollen.
Hinter New Orleans liegt nur noch das Meer
Jazz und Karneval (Mardi Gras) machten New Orleans berühmt. Der Jazz wurde Ende des 19. Jahrhunderts geboren, eine Synthese aus europäischer und afrikanischer Musiktradition. Auch Rythm & Blues und Rock´n Roll haben in der Mississippe-Metropole Ursprünge. Noch heute bestimmt Musik das Leben in New Orleans, sei es in Kirchen, Schulen, Clubs oder auf den Straßen, überall wird gespielt und experimentiert. Mittelpunkt des Geschehens ist das French Quarter mit Jazz-Lokalen, Kneipen und restaurierten Holzhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Das French Quarter, die Touristenattraktion, liegt direkt am Ufer des Mississippi. Der French Market hält alle Zutaten für die kreolische und Cajun-Küche bereit. Das Café du Monde am Moon Walk bietet rund um die Uhr Café au lait an und dazu die bekannten Beignets (Krapfen). Hinter New Orleans liegt dann nur noch das Meer, in dem die Reise des mächtigen Stromes endet.
In dem Artikel der „Zeit“ „Nach der Sintflut die Spekulanten“ beleuchtet Mike Davis die nach dem Hurrikan Katrina bestehenden Aufbaupläne für New Orleans und sieht hierin den Plan für eine Stadt der Reichen zu Lasten der scharzen Bevölkerung.
Schaufelraddampfer auf dem Mississippi
1807 wurde der erste Raddampfer auf dem Mississippi in Betrieb genommen. Ab 1812 fuhr der erste Schaufelraddampfer im Linienverkehr zwischen New Orleans und Natchez. Um 1850 herum fuhren mehr als 1.000 Stück auf dem Fluss. Ein literarisches Denkmal setzte ihnen Mark Twain. Heute dürfen die großen Schiffe aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu Mehrtagestouren starten.
Auf dem Mississippi verkehren regelmäßig nur noch kleinere Schaufelraddampfer, insbesondere mit Kurzstrecken von New Orleans und Memphis. Martin Dziersk berichtet über die gute alte Zeit in seinem Welt-online-Artikel vom 2. März 2009 „Mit einem Schaufelraddampfer auf dem Mississippi“.