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Der Colorado River ist ein Fluss mit vielen Aufgaben | Grandiose Natur, grandiose Technik | Das Umdenken setzt sein – aber langsam
Das Einzugsgebiet des Colorado Rivers ist riesig, seine Stauseen und Staudämme gehören zu den größten der Welt. Das hat vielen und vielem gut getan, dem Fluss selber aber leider nützt es gar nicht. Dort, wo er von Natur aus eigentlich münden sollte, kommt heute kaum noch Wasser an und das Flussbett ist in aller Regel trocken.
Da der Colorado River allerdings wegen kontinuierlich geringerer Niederschläge immer weniger gespeist wird, ist er heute fast auf ganzer Länge bedroht. Auf der Liste der am stärksten gefährdeten Flüsse in den USA nimmt der Colorado River Platz eins ein. Aussichtslos ist seine Lage allerdings nicht. In einigen Städten, die von seinem Wasser leben, hat bereits ein Umdenkungsprozess eingesetzt. Mehr noch: Dieser Umdenkungsprozess hat auch konkrete Folgen gehabt und dazu geführt, dass inzwischen von einigen Städten deutlich weniger Wasser entnommen wird. Diese Ehre gebührt vor allem Tuscon in Arizona und Las Vegas in Nevada. Es wäre dringend zu hoffen, dass ihr Beispiel Schule macht. Der Colorado River sollte nämlich nicht „nur“ auf seine Eigenschaft als wichtiger Wasserlieferant reduziert werden. Ganz nebenbei ist er auch ein wunderschöner Fluss und Lebensraum für viele Fischarten.
Der Colorado River ist ein Fluss mit vielen Aufgaben
Die Quelle des Colorado Rivers liegt in den Rocky Mountains, genauer gesagt sogar im Rocky Mountain National Park. Dort entspringt „der Gefärbte“, so der Name des Flusses nicht weit von Denver im Bundesstaat Colorado. Auf seinem Weg zur Mündung fließt er zunächst nach Utah, von dort aus nach Arizona. Zusätzlich zu seinen vielen anderen Aufgaben bildet er auf seinem Weg einen großen Teil der Grenze zwischen Arizona und Nevada, sowie die gesamte Grenze zwischen Arizona und Kalifornien. Bald danach verlässt der Colorado River die USA und fließt nach Mexiko. Das, was von ihm übrig bleibt, mündet dort in den Golf von Kalifornien.
Grandiose Natur, grandiose Technik
Es ist vor allem der Mittellauf des Flusses, der unverwechselbare Landschaften geschaffen hat. Insgesamt weist der Colorado River 2330 Kilometer an Länge auf; der Mittellauf umfasst etwa 1600 Kilometer. Er beginnt, wenn der Colorado River die Rocky Mountains hinter sich lässt und das Hochland des Colorado-Plateaus erreicht. Von dort ab fließt der Colorado River heute durch Schluchten, die er und seine Nebenflüsse selbst geschaffen haben. Dazu gehört der Glenwood Canyon in Colorado, der Glen Canyon in Utah sowie in Arizona sowohl der Marble Canyon als auch der Grand Canyon. Letzterer ist eine Sehenswürdigkeit mit Kultstatus, zu der sich jedes Jahr Hunderttausende von Menschen aus aller Welt aufmachen.
Sehenswürdigkeiten erster Güte sind aber auch die Staudämme, mit denen dem Colorado River Energie und Trinkwasservorräte abgerungen werden. Allen voran gilt der Hoover Staudamm als gigantisches Meisterwerk der Ingenieurskunst. Der „Hoover Dam“ staut den Lake Mead, der in der Nähe von Las Vegas liegt. Dadurch wird das Touristenparadies in der Wüste Nevadas mit Trinkwasser versorgt. In Las Vegas hat man in der jüngeren Vergangenheit enorme Anstrengungen unternommen, um nicht mehr so viel Wasser zu verschwenden. Die Stadt klärt inzwischen ihr gesamtes Kanalisationswasser und führt es in den Lake Mead zurück. Lediglich etwa zehn Prozent des Verbrauchs gelangen nicht in den Kreislauf zurück.
Das Umdenken setzt sein – aber langsam
Andere große Städte verhalten sich (noch) nicht so vorbildlich. Auch Los Angeles, San Diego und Phoenix sind vom Wasser des Colorado Rivers abhängig und entnehmen das kostbare Gut, ohne sich um eine Rückführung in den Wasserkreislauf zu kümmern. So kommt der mächtige, stolze Fluss an seiner Mündung nur noch unterirdisch an. Oberirdisch ist sein Bett im letzten Teil des Flusslaufs ausgetrocknet. Nicht nur die immense Wasserentnahme ist daran schuld. Die letzte Etappe zum Golf von Kalifornien führt den Colorado River zunächst durch die Mojave Wüste, dann durch die Sonora Wüste. Dabei verdunsten die spärlichen Wasserreste, die dem Fluss geblieben sind. Sie versickern im Boden.
Die Mündung des Colorado und ein Teil des unteren Flusslaufs liegen in Mexiko. Der Zustand des Flusses ist ein ständiger Streitpunkt zwischen den USA und Mexiko. Trotz aller Querelen haben beide Länder aber ein gemeinsames Renaturierungsprogramm für das ausgetrocknete Flussbett in Angriff genommen.